Erneuerung des Pestgelübdes im Passionsspielhaus

Als letztes Jahr ein starker Sturm das Heimkehrerkreuz aus seiner Verankerung löste, passte das in ein ungewöhnliches Jahr. Wenige Tage zuvor wurde die Waaler Passion, welche für das Jubiläumsjahr 2021 geplant war, abgesagt. 

Zurück am alten Platz

Das mehrere Meter hohe Kreuz über dem Eingang des Theaters musste abgenommen werden. Nach der Demontierung war klar, dass nicht nur eine Halterung beschädigt wurde, sondern auch das Innere des Kreuzes morsch war. Das Kreuz musste komplett restauriert werden. Dank der Großzügigkeit und des Engagements von vielen Helfern konnte im September 2021 das Kreuz an seinen alten Platz über dem Eingang des Theaters aufgehängt werden. 

Zur Feier der Restaurierung des Kreuzes und dem Jubiläum des Passionsspielvereins wurde im Theater ein Gottesdienst mit an-schließender Kreuzweihe und Feier abgehalten. Der Weihbischof des Bistums Augsburg Josef Grünwald konnte zwar aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen, sandte aber seine vorbereitete Predigt. 

Die zentrale Frage, die Grünwald darin stellte, war die der Bedeutung des Kreuzes in der heutigen Zeit. Dafür lieferte Grünwald mehrere Deutungsversuche. Für ihn stehe das Kreuz als Zeichen des Halts, der Treue und der Liebe.

Das Kreuz als Zeichen der Liebe sei uns Erinnerung wie groß die Liebe Gottes zu den Menschen sei, so Grünwald. Jesus sei am Kreuze für die Menschheit gestorben, damit habe er uns Vergebung und das ewige Leben gebracht. Für den Weihbischof sei dies ein unsterblich starkes Statement.

Grünwald führte weiter aus, dass die Liebe auch eng mit der Treue Jesu verbunden sei. Dieser habe versucht seinen herannahenden Tod im Garten Gethsemane zwar in einem Moment des Zweifels abzuwenden, am Ende habe er sich aber Treu freiwillig auf den Weg seines Leidens begeben. 

“ Um das Kreuz kommt keiner von uns herum. Amen.

JOSEF GRÜNWALD

Jesus sei damit ein Symbol für Trost und den Mut durchzuhalten. Letztlich sei das Kreuz über dem Eingang des Theaters nicht  nur Kennzeichnung einer christlichen Theaterstätte, sondern eine Erinnerung an die Heimkehrer des Weltkriegs. Nach dem Vorbild Christi hätten sie nicht aufgegeben bis sie wieder Zuhause waren. 

Gestärkt in die nächste Spielzeit

Nicht Aufgeben sondern Durchhalten, das schworen sich die Waaler zu Zeiten der Pest. Sollte der Ort die Pest überleben, würde man die Passion aufführen. Dieses inzwischen 400 Jahre alte Versprechen hielten die Waaler. 

Im Rahmen des Festaktes wurde nicht nur das Heimkehrerkreuz erneuert. Der Theaterverein nutzte die wortwörtliche Bühne der Feierlichkeiten auch, um das historische Gelübde zu erneuern. Das natürlich auch mit Blick auf die an-haltende pandemische Lage und der Hoffnung übernächstes Jahr wieder spielen zu können. 

Zur Erneuerung des Schwurs wurde ein kurzes Theaterstück aufgeführt. Dieses stellte den Moment des Pestgelübdes von 1621 dar. Der Text dazu basiert auf einem wiederentdeckten Skript aus den 1960ern. Geleitet wurde das Stück vom langjährigen Spielleiter Florian Werner. Dieser wird 2023 die Passion leiten und dafür eine komplett neue Fassung schreiben.

Einen Ausblick auf die nächste Passion lieferte auch der musikalische Leiter Dietmar Ledel. Dreißig Sänger und Blasmusiker führten die Turmbläsermesse auf. Nach dem Gottesdienst weihten Pfarrer Jan Forma und Diakon Hermann Neuner das Kreuz, welches demnächst wieder die Besucher der Passion begrüßen wird.